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Ein glückliches Huhn

Vor zwei Wochen sah ich es zum ersten Mal. Das Huhn, das an der Straße pickte. Nun ist dies in unserer Gegend nichts Ungewöhnliches, wenn man an der Straße mal ein Huhn picken sieht. Viele Menschen halten mittlerweile Hühner im Garten, weil sie frische Eier zu Hause und von frei laufenden Tieren „produzieren lassen“ wollen. Das ein oder andere überspringt da schon mal den Zaun.

Aber dieses Huhn lebt genau an dem Stall im Umland von Billerbeck, in dem 125.000 seiner Artgenossen unter erbärmlichen Bedingungen in Käfigen gehalten werden, bis sie zu schwach zum Eierlegen sind. Dann werden sie entsorgt und durch 125.000 Neue ersetzt. Hohe Büsche sollen das Elend vor den Augen der Passanten verdecken. Und genau in dem Gestrüpp zwischen Stall und Straße lebt nun das Huhn.

Nun frage ich mich morgens auf dem Weg zur Arbeit, wenn ich mit dem Auto vorbei fahre: Warum gerade hier? Kein Wohnhaus weit und breit. Kein Hof. Welches Schicksal mag dieses Tier hierhin verschlagen haben? Ist es beim Verladen nachts den Greifern entkommen? Kann sein.

Wäre es normalerweise mit 124.999 jetzt in einer „Voliere“ eingequetscht und hätte zum Leben weniger als ein DIN-A-4-Blatt?  Möglicherweise.

Oder probiert der Hof gar den Systemwechsel vom „Thier-Quäler“ zur Freilandhaltung? Mit dem Werbeslogan: „Ein Teil unserer Hühner lebt in Freilandhaltung“. Sehr unwahrscheinlich.

Jeden Tag denke ich beim Vorbeifahren über das Huhn und seine Freiheit im Angesicht des Grauens nach.

Doch heute Morgen konnte ich es nicht entdecken. Vielleicht hat es sich gut versteckt. Vielleicht bin ich zu schnell vorbei gefahren. Vielleicht…. - Ich hoffe auf morgen.