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Umbau der Nutztierhaltung zu mehr Tierschutz dringend notwendig

In unserer Gesellschaft werden die Haltungsbedingungen für Nutztiere in der Intensivtierhaltung immer mehr abgelehnt: Zu wenig Platz, zu wenig an der frischen Luft, zu viel Langeweile, zu viele Antibiotika im Stall, zu viel gekürzte Schwänze oder Schnäbel. All das widerspricht dem Tierschutz. Das ist nicht artgerecht.

 

Ein weitreichender Umbau der Nutztierhaltung im Sinne des Tierschutzesist deshalb dringend notwendig und auch bezahlbar. So die Kernthese des Referats von Prof. Dr. Harald Grethe, dem Leiter des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, der die Bundesregierung berät. Er erläuterte das neueste Gutachten des Beirats: "Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung" in einer Fachtagung auf Haus Düsse, zu der ca. 200 Landwirte erschienen waren. Zwei Mitglieder der "Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck" (BIB), Dr. Anne-Monika Spallek und Dietrich Roos waren persönlich vor Ort und sehr beeindruckt von den so klaren Forderungen dieses unabhängigen Gutachtens, die  weitgehend mit den Vorstellungen der BIB übereinstimmen. Klagt sie doch die Verhältnisse in den Tierställen schon seit Jahren immer wieder an.

Prof. Grethe machte deutlich, dass er nicht von einer kompletten Wende, sondern von einem schrittweisen Umbau der Nutztierhaltung sprechen wolle und dieser sei in 20 – 30 Jahren auch zu erreichen. Der Professor warnte davor, den Wandel nur mit dem Ordnungsrecht, mit Verboten und immer strengeren Auflagen, durchsetzen zu wollen. Das würde nur dazu führen, dass die Betriebe ins Ausland wandern. Ein solches Projekt könne nur im Konsens gelingen.

Grethe sieht den Dialog zwischen allen Beteiligten und auch dem normalen Bürger als zentrales Instrument für den Umbau. „Ohne gesellschaftliche Akzeptanz geht es nicht“ mahnte er deutlich „ … und die ist nur im Dialog und nicht im Monolog zu erreichen“. Den Bürger überzeugen zu wollen, dass die heutige konventionelle Nutztierhaltung doch auch artgerecht sei, wäre nicht zielführend. Das wäre ein Monolog. Im Dialog muss man den Bürger mit seinen berechtigten Wünschen ernst nehmen.

Die zusätzlichen Kosten für den Umbau könnten die Verbraucher natürlich nicht allein tragen. Auf sie kämen Preissteigerungen zwischen 3% und 5% zu. Zur Orientierung der Verbraucher empfiehlt der Beirat ein stark beworbenes staatliches Gütesiegel.  Darüber hinaus müssten die Agrarsubventionen aus Brüssel in verstärktem Maße für den Umbau zielgerichtet eingesetzt werden und nationale Fördermittel ebenfalls.

 

Vor allem die Machbarkeitsanalyse des Gutachtens erfreute die BIB-Mitglieder. Ein Umbau hin zu einer artgerechteren Nutztierhaltung ist möglich, man muss ihn nur gemeinsam wollen … und wer weiß, vielleicht hat ja irgendwann sogar jedes Tier ein Recht darauf, die Sonne zu sehen, sowie Wind und Regen zu spüren.