Unser Unwort des Jahres: Schnabelbehandlung

Neben dem Ausländer diskriminierendem Begriff „Sozialtourismus“ wurde bei der Preisverleihung zum Unwort des Jahres auch der Begriff „Schnabelbehandlung“ diskutiert.

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Unser Unwort des Jahres: Schnabelbehandlung

Neben dem Ausländer diskriminierendem Begriff „Sozialtourismus“ wurde bei der Preisverleihung zum Unwort des Jahres auch der Begriff „Schnabelbehandlung“ diskutiert. „Erfreulich“ findet dies der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in einer Pressemitteilung.

Die Jury hatte die ausländer-diskriminierende Bezeichnung „Sozialtourismus“ als Unwort des vergangenen Jahres gekürt und ergänzend erwähnt, dass das Wort „Schnabelbehandlung“ 218mal von Einsendern vorgeschlagen worden war und damit bei den Einsende-Kampagnen an der Spitze rangiere.

Laut AbL wurde dieser Begriff durch die agrarindustrielle Geflügellobby geschaffen, um die oft dauerhaft-schmerzhafte Teilamputation des Schnabels bei Legehennen und Puten (einem der wichtigsten Tast- und Sinnesorgane der Tiere) zu beschönigen und um zu suggerieren, dass es hier um eine medizinische Hilfe für die Tiere gehen würde. In einer Anleitung zum Sprachgebrauch für Agrarindustrielle habe es geheißen: „Nach dem Tierschutzgesetz ist das Kürzen des Schnabels eine Amputation, somit ein Eingriff am Tier. Wissenschaftlich korrekt müsste es daher Schnabelkürzen heißen. Hier sollte es aber das gute Recht der Landwirte sein, den negativ besetzten Begriff zu vermeiden und auf die Bezeichnung Schnabelbehandlung zurückzugreifen. Denn eine Behandlung wird von der Bevölkerung in einem deutlich positiveren Zusammenhang gesehen.“

Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann wies darauf hin, dass die Verbote von EU und auch deutscher Tierschutzgesetzgebung eines solchen systematischen Eingriffs derzeit immer noch durch „Ausnahmeregelungen“ unterlaufen und in der Agrarindustrie nahezu flächendeckend bei vielen Millionen Tieren praktiziert werde. Lediglich bei Bioverbänden und Programmen wie „Neuland“ sei dieses Schnabelkürzen verboten – dort lebten die Tiere ja auch nicht in enger Stresshaltung, die von der Aufzucht der Tiere an zum gegenseitigen Hacken und damit zum vorbeugenden Schnabelkürzen führe. Einige Länder-Agrarminister wollten dieses Schnabelkürzen nun endlich beenden und die Schnabelamputation verbieten – das erzwinge gleichzeitig bessere Haltungsbedingungen für die Tiere, die Bauernhöfe besser praktizieren könnten als Agrarfabriken.

Eine wichtige Unterstützung dieses Vorhabens bestehe darin, dass man den Eingriff nicht mehr begrifflich als „Schnabelbehandlung“ beschönige, sondern ihn beim richtigen Namen nenne – nämlich als „Schnabelamputation“ und „Schnabelkürzen“. Ilchmann bedankte sich deshalb ausdrücklich bei der Jury „Unworts des Jahres“.

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