Radwegausbau notwendig?

Luxusradweg oder Alternativen nutzen und ausbauen.

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Radwegausbau notwendig?

Leserbrief zum Bericht „Radwegbau soll endlich im Frühjahr 2024 starten“ vom 19.10.23 im Lokalteil Billerbeck

Meine erste Reaktion beim Lesen des Presseberichts war zunächst positiv. Denn als Radfahrerin freue ich mich über gut ausgebaute Radwege. Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema, finde ich den Bau mittlerweile aber nicht gut durchdacht und unnötig:

1. Erforderlichkeit

Es gibt schon jetzt zwei sehr gute Möglichkeiten – ohne großen Umweg – die Strecke vom Bahnübergang bis zu dem bereits vorhandenen Radweg an der L 506 zu erreichen. Nur Radfahrer*innen, die sich nicht auskennen, fahren die Beerlager Straße lang. Ein viel schönerer Weg führt an der Freilichtbühne vorbei. Diesen könnte man optimieren (und damit gleichzeitig Werbung für die heimische Bühne machen). Alternativ kann man – über die Beerlage kommend – den Radweg an der K13 bis zum Hahnenkamp fahren. Dieser könnte ebenfalls als Route in die Innenstadt entsprechend ausgewiesen und beschildert werden.

2. Kosten

Diese liegen laut Pressebericht vom 19.10.23 mittlerweile bei 2,9 Millionen € für 900m Radweg (veranschlagt waren sie im Jahr 2021 mit 1,4 Mill./ siehe: ratsinfo.billerbeck.de/bi/si0057.asp?__ksinr=1824). Das ist ein Luxusradweg ohne bedeutenden Bedarf. Den größten Teil zahlt das Land NRW und auf die Stadt Billerbeck soll ein Eigenanteil von 45.000 € (Stand 2021) zukommen. Laut aktuellem Haushaltsplanentwurf für 2024 sind hier bereits 58.000 € vorgesehen. Aufgrund der angespannten Haushaltssituation der Stadt und des Landes könnten die 3 Millionen an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden.

3. Umweltschutz

Es wird ein erheblicher Eingriff in die Natur insbesondere an der linken Straßenseite stadtauswärts sein. Durch den Bau des Radwegs muss ein Großteil des vorhandenen Waldes zur Straße „Tiefer Weg“ hin beseitigt werden. Dafür sind aufgrund der steilen Böschung zum Höhenausgleich aufwendige Bodenarbeiten mit unzähligen LKW-Fahrten notwendig. Unklar ist zudem, wie die verbleibenden Bäume in Zukunft auf den großflächigen Eingriff reagieren werden. Für den abgeholzten Waldbestand muss aus Sicht des Naturschutzes ein entsprechender Ausgleich geschaffen werden, der ebenfalls Kosten verursacht.

4. Sicherheit

Die Kreuzung am Bahnübergang/Hahnenkamp/Weihgarten ist jetzt schon unübersichtlich und dadurch gefährlich. Durch den Radwegebau links und rechts der Beerlager Straße kommen zwei potenzielle
Gefahrenpunkte hinzu. Stadteinwärts fahrende Radfahrer können sich durch die abschüssige Strecke mit hoher Geschwindigkeit dem gefährlichen Kreuzungsbereich nähern. Der ADFC empfiehlt bereits seit Längerem eine Sicherung der Kreuzung. 

Mein Fazit

Kein Neubau eines Radweges an der Stelle. Besser die bestehenden Alternativen ausbauen und entsprechend beschildern. Dadurch viel für die Umwelt, die Sicherheit und den Geldbeutel machen. Leider habe ich die Entscheidung der Billerbecker Politik im Sommer 2021 nicht mitbekommen.

Wobei mir unverständlich ist, wie die Mitglieder des Ausschusses „Stadtentwicklung- und Bauauschuss“ dem Beschlussvorschlag der Verwaltung einstimmig zustimmen konnten. Aber vielleicht ist noch nicht alles zu spät und wir Bürger*innen können noch etwas zum Wohle der Stadt Billerbeck dagegen unternehmen.

Petra Nachbar

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