Festveranstaltung 10 Jahre BIB
„Erlöst uns von der Ökomoral“ – Er war schon ironisch gemeint, der Titel des Festvortrags, den der bekannte Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie auf unserer Festveranstaltung zum 10-Jährigen Jubiläum hielt. Etwas mehr als 100 Gäste hatten sich dazu in der Lawi eingefunden.
„Erlöst uns von der Ökomoral“ – Er war schon ironisch gemeint, der Titel des Festvortrags, den der bekannte Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie auf unserer Festveranstaltung zum 10-Jährigen Jubiläum hielt. Etwas mehr als 100 Gäste hatten sich dazu in der Lawi eingefunden.
An verschiedenen Beispielen zeigte Kopatz auf, dass der Einzelne durchaus etwas gegen Klimawandel und Umweltverschmutzung tun kann. Zunächst beschrieb er jedoch, wie wenig erfolgreich wir momentan den Klimawandel zu bekämpfen versuchen. „80 % der Vorgaben werden nicht im vorgegebenen Zeitraum zu erfüllen sein“, erläuterte Michael Kopatz. „Dabei können wir uns nicht auf technische Lösungen verlassen. Wir brauchen eine soziale Revolution!“, schlussfolgerte er.
Bei dieser „enkeltauglichen Politik“ komme es auf jeden an. Sogar Maßnahmen des „Guerillia-Marketing“ wurden von Michael Kopatz mit einem Augenzwinkern vorgeschlagen: Er verteilte Aufkleber, die SUV-Fahrer darauf hinweisen, dass ihr „Angeberauto“ alles andere als klimafreundlich ist.
Mehr erreicht werden könne allerdings durch eine Anderung der Gewohnheiten: Zum Beispiel Fahrrad statt Auto bei kurzen Wegen, Ausbau von Busspuren in Städten, weniger Straßenneubau. „Das schafft nur mehr Verkehr“, so Kopatz. Um den zunehmenden Verkehr mit all seinen negativen Folgen zu stoppen, machte er den Vorschlag, nur noch dann ein Auto zuzulassen, wenn eines abgemeldet wird.
Seine Aussagen belegte er mit zum Teil eindrucksvollen Zahlen. Eine „Ökoroutine“ müsse zur Routine werden, lautete sein Appell. Allerdings gelte es dabei auch, Widersprüche auszuhalten: So nutzen die Bewohner einer klimaneutralen Siedlung in Norddeutschland zum großen Teil Wäschetrockner – „die Stromfresser Nr. 1 im Haushalt“- statt einer Leine. Oder die jährliche Urlaubs-Flugreise, bei der jeder mehr CO2 verursache, als erlaubt sei. Aber Kopatz stellte auch fest, dass vieles bereits erreicht worden sei. So seien die Standards für Lebensmittel so weit angehoben worden, dass, wenn dies so weiter gehe, wir bald nur noch Bioqualität haben.
Dennoch müsse Politik mutig sein und sich trauen Vorgaben zu machen, so, wie beim Rauchen. Ein ausdrückliches Lob bekamen „die Bürokraten in Brüssel“, auf die so viel geschimpft werde. „Sie schaffen gleiche Rahmenbedingungen für alle“, erläuterte Kopatz.
Doch die Bürger sollten Druck ausüben und sich einmischen, war das Fazit des Referenten: „Probieren Sie etwas aus!“
Mit einer Begrüßung der Gäste durch unseren Sprecher Hans-Jürgen Dittrich und einem kurzen Abriss über 10 Jahre BIB hatte der Festabend begonnen. „Das war eine wertvolle Zeit. Ich denke, wir haben viel bewirkt“, zog er ein positives Fazit, nicht ohne sich bei den Mitstreitern zu bedanken.
Neben dem unterhaltsamen Vortrag beeindruckte auch das Rahmenprogramm an diesem Abend. Die Flötistin Cornelia Becken, begleitet durch Raffael Marihart am Klavier, verzückte die Zuhörer mit klassischen und populären Musikstücken. So war nicht nur Dr. Kopatz, der gerade vom Zukunftsforum mit Managern der Deutschen Bahn in Berlin angereist war, angetan von der schönen Atmosphäre in Billerbeck: „Ich glaube, dass ich diesen Abend hier noch in guter Erinnerung behalten werde.“
Eine rundherum gelungene Veranstaltung!