Bauer sucht Vertrauen

Der folgende Leserbrief erreichte uns vor einigen Tagen. Er bezieht sich auf Berichte in den WN und der Münsterland Zeitung über eine Versammlung von Landwirten in Legden.

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Bauer sucht Vertrauen

Der folgende Leserbrief erreichte uns vor einigen Tagen. Er bezieht sich auf Berichte in den WN und der Münsterland Zeitung über eine Versammlung von Landwirten in Legden:

Die Bauernschaft hat kein Imageproblem, sondern generell ein Problem mit aufmerksamen, zunehmend kritischen Verbrauchern und engagierten Wissenschaftlern, Ärzten, Umweltschützern. Verbraucherängste sollen falsch sein? Wie will man denn dem „Verbraucher“ die unsägliche Massentierhaltung mit allen negativen Folgen schönreden? Kein „Nutztier“ wird heute auch nur annähernd artgerecht gehalten. Vielmehr werden die Tiere am Ende eines viel zu kurzen Lebens voller Schmerzen und Leiden unter oft fragwürdigen Umständen getötet. Das Zusammenpferchen zieht Aggressionen unter den Tieren und Krankheiten nach sich. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika – zunehmend mehr aus der Humanmedizin – rächt sich bereits jetzt (multiresistente Keime). Ganz abgesehen von der Güllefülle, die pausenlos entsteht. Wohin mit der Scheiße? Das stinkt zum Himmel.

Zudem ist der Genuss von tierischem Eiweiß, dabei ist es einerlei, ob Fleisch, Wurst, Milch oder Milchprodukte, nicht unproblematisch. (vgl. u.a.: Leben ohne Fleisch – Wie gesund ist vegetarische Ernährung?, RBB-Praxis, 04.02.2015; mediathek.rbb-online.de/tv/rbb-PRAXIS/Leben-ohne-Fleisch-Wie-gesund-ist-vege/rbb-Fernsehen/Video?documentId=26295416&topRessort=tv&bcastId=6331656).

In Berichten und Studien zu gesunder Ernährung bzw. zu Krankheitsursachen kommt besonders der amerikanische Wissenschaftler Prof. T. Colin Campbell zu Wort, der seine 40jährigen Forschungen u.a. in dem Werk „China Studie“ zusammengefasst hat.

Die Quintessenz seiner Studien: Nach Möglichkeit auf Produkte tierischen Ursprungs komplett verzichten, denn sie führen zu den bekannten, sogenannten Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs, Osteoporose). In Ländern wie Indien, in dem traditionell 450 Millionen Menschen vegetarisch bzw. vegan lebten, waren diese Erkrankungen nahezu unbekannt. Erst mit der Orientierung an der Ernährungsweise der Westlichen Welt (USA und Europa), halten nun auch diese Krankheiten dort Einzug. „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ so wurde jahrelang geworben mit den bekannten Folgen. „Milch macht müde Männer munter“, auch so ein Werbespruch, der Widerspruch herausfordert.

Die Milch von der Kuh ist für das Kalb bestimmt. Kein erwachsenes Säugetier dieser Erde trinkt bis ins hohe Alter Muttermilch, denn nichts anderes ist Kuhmilch. Sie enthält Wachstumshormone, denn das Kalb soll ja rasch zu einem kräftigen Rind heranwachsen. Sie enthält leider aber auch heute u.a. zunehmend Eitererreger, denn 40 % aller Milchkühe leiden unter schmerzhaften Euterentzündungen. Daneben enthält Kuhmilch auch Schwangerschaftshormone, denn die Kuh muss, um Milch zu geben, ständig schwanger sein und kalben. Ihr ist immer nur eine kurze Pause vergönnt, in der sie dann eventuell „Freigang“ auf der Weide genehmigt bekommt. (Nachzulesen: Maria Rollinger, „Milch besser nicht“, JOU-Verlag, Erfurt, 3. Auflage 2010). So gesehen haben „die Bauern“ tatsächlich ein Problem, nämlich mit dem zunehmenden Problembewusstsein kritischer Verbraucher, die sich nicht mehr von den geschönten Bildern bäuerlicher Idyllen verdummen lassen. Die zur Zeit betriebene „Fleischproduktion“, das betrifft 15 Milliarden Tiere weltweit, ist weder nachhaltig, noch ernährt sie die Weltbevölkerung. Das Gegenteil ist der Fall; es wird immer mehr Hunger auf der Welt in Kauf genommen.

Die Flächen für den Anbau von Futtermitteln (zur Zeit 70 % der gesamten nutzbaren Flächen) werden dem Anbau pflanzlicher Menschennahrung vorenthalten. Es wäre ohne Probleme möglich, diese Flächen biologisch zu bewirtschaften mit dem Ergebnis, dass alle Menschen gesunde Gemüse, Früchte, Nüsse und Getreide genießen könnten. Bunte Mischung? Sauenhaltung, Milchviehhaltung, Bullenmast und für die Tiere Futtermittelproduktion (Bericht über Landwirte-Versammlung in Legden) – bunte Mischung ist etwas anderes. Mittlerweile muss die größte Menge an Futtermitteln importiert werden - mit den bekannten Folgen für die Urwälder, Böden und Menschen in anderen Ländern unserer Erde. Die Bauernschaft muss umdenken und umlenken, denn es gibt mehr als nur ein Imageproblem: Die Abkehr von Megaställen und Agrarindustrie ist weltweit angesagt!

Herbert Moritz, NaBu Borken

Berichte: wn.de/Muensterland/Kreis-Borken/Nienborg/1855828-Das-Image-der-Landwirtschaft-Bauer-sucht-Vertrauen

muensterlandzeitung.de/staedte/legden/48739-Legden~/Landwirteversammlung-Einmischen-gegen-falsche-Verbraucheraengste;art973,2612529#plx494010517

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