Arme Schweine!
Schweine leiden in der Massentierhaltung. Das Greepeace-Magazin berichtet über neue Forschungsergebnisse einer niederländischen Versuchsanstalt, die dies eindrucksvoll belegen.
"Eine neue Untersuchung des niederländische Schweine-Innovationszentrum Sterksel lässt erahnen, wie sehr Schweine in der Massentierhaltung leiden. Denn sie empfinden Empathie, teilen Leid und Freude.
Für das Experiment teilten die Forscher des Schweine-Innovationszentrums der Wageninger Universität ihre Versuchstiere in Sechsergruppen auf. Zwei Schweine aus der Gruppe lernten, mit Musik Gutes zu verbinden: Bei Bach-Klängen durften sie ins Schweineparadies – massig Stroh, Artgenossen zum Spielen und neun versteckte Schokorosinen warteten dort auf sie. Zwei Schweine in der Gruppe wurden darauf konditioniert, mit der Musik Einsamkeit zu verbinden: Sie wurden alleine in ein enges, kahles Zimmer geschickt. Der Rest der Gruppe blieb musikalisch unvorbelastet. Die Erkenntnis: Jene Schweine, die nicht wussten, was die Musik zu bedeuten hat, ließen sich von ihren Artgenossen anstecken. Sie zeigten Mitgefühl: Mit den glücklichen Schweinen spielten sie, mit den ängstlichen litten sie, urinierten, quiekten vor Angst.
Die Ergebnisse dieser Studie seien ein weiterer Grund, Schweine besser zu behandeln, sagt der Wiener Tierarzt Johannes Baumgartner der Zeitung „Die Welt“ in einem Interview. Der Universitätsprofessor studiert das Verhalten von Schweinen. Seit 20 Jahren ist er in den Massenställen Europas unterwegs. Schweine reagierten oft ähnlich wie Menschen, sie hätten einen Familiensinn und würden Gefühle wie Macht, Fürsorglichkeit, Gier, Eifersucht und Angst kennen, sagt der Tierarzt.
Dennoch werden rund 28 Millionen Schweine als Schlachttiere in deutschen Ställen gehalten – die Bedürfnisse der Tiere spielen dabei selten eine Rolle. Baumgartner weiß, dass sich Schweine erkennen, aber nur in einer Gruppe von höchstens 50 Tieren. Deshalb seien Mastbetriebe mit 500 Tieren so schlimm, sagt Baumgartner. Fast die Hälfte der deutschen Mastschweine lebt in einem Stall mit 1000 bis über 5000 Tieren.
Baumgartner wagt keine Prognose, ob und wann sich die Haltungsbedingungen für Schweine verbessern werden. Zwar habe er Hoffnung, dass das Leben eines deutschen Fabrikschweins in Zukunft erträglicher werden könnte. Er ist aber wenig optimistisch, dass die Zeiten der Hausschlachtung wiederkehren."
Jana Sepehr, Greenpeace-Magazin 3.2.2015: greenpeace-magazin.de/nachrichtenarchiv/arme-schweine